1. Plastikmodellbauclub Nürnberg e.V.
 
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  Modell und Fotos von Wilfried Eck  

McDonnell F2H-4 "Banshee", Academy 1/72
VMF-214 "Black Sheep", 1953 - 1957 Ewa, Hawaii

Das Original:

Die F2H Banshee ("Todesgespenst") war 1945 zwar als Weiterentwicklung der FH "Phantom" konzipiert worden,  im Ergebnis aber entstand ein völlig neues Flugzeug.     m Hinblick auf geringe Anfluggeschwindigkeit für Trägerlandungen zwar noch mit ungepfeilten Tragflächen, jetzt aber mit vier tief liegenden 20 mm Kanonen um Blendung zu verhindern und einer klimatisierten Druckkabine mit Schleudersitz.  Mit zwei stärkeren Westinghouse Triebwerken erreichte der neue Mehrzweckjäger F2H-2 bereits beim Erstflug am 11. Jan. 1947 eine Steiggeschwindigkeit von 9,000 ft/min (2,700 m/min), doppelt so schnell wie die F8F Bearcat.  An vier optionale Aufhängungen hinter den Lufteinläufen konnten Außenlasten mitgeführt werden (innen auch Atombomben), die Außentanks waren abnehmbar. Die Aufklärerversion F2H-2P wirkte durch ihre um verlängerte Bugsektion besonders elegant. Die späteren Versionen F2H-3 und -4 - ebenfalls mit Foto-Version - unterschieden sich jedoch sowohl vom äußeren Erscheinungsbild als auch intern deutlich von der früheren, noch im Koreakrieg eingesetzten F2H-2.  Banshees ersetzten die Grumman F9F-5 "Panther" und wurden ihrerseits 1961 von F9F Cougar und FJ-4 Fury abgelöst. 39 gebrauchte Maschinen gingen an die Royal Canadian Navy.


Das Modell:

Mein letztes Modell wollte ich ganz einfach "nur so" bauen, ohne auf Bausatzfehler, Vergröberungen und Verfeinerungen achten zu müssen. Zufällig stieß ich seinerzeit, vor Corona, auf den "Banshee"-Bausatz von Academy. 1/72 war zwar nicht eingeplant, aber weil ich damals noch nie einen Bausatz der F2H-3/-4 (äußerlich identisch) gesehen hatte,  war Zugriff angesagt.  Allzu hohe Erwartungen hatte ich nicht, aber was ich sah, war durchaus ordentlich, die Form konnte überzeugen und der umfangreiche Decalbogen von cartograf noch mehr. Vier US-Navy-Versionen, drei Royal Canadian Navy-Maschinen, alles korrekt gedruckt, das US-Hoheitsabzeichen sogar in korrektem Blauschwarz und nicht Hellblau wie sonst leider viel zu oft zu sehen. Spätere Verarbeitung bestens.

Bei genauerem Hinsehen allerdings entpuppte sich die Wiedergabe von Blechstößen -  insbesondere an den Tragflächen - für meinen Geschmack als zu deutlich. Wie man an Fotos leicht erkennen kann,  war die echte Maschine aalglatt, allenfalls war auf den Unterseiten der Tragflächen etwas zu sehen. Also Verspachteln und Verschleifen und als Konzession an den Modellbauergeschmack nach dem Farbauftrag per Methode Herbert Kruse mit haarfeinen Bleistiftstrichen wo nötig nachdetailieren (auf den Fotos nur noch unten zu erkennen).

Leider konnte ich es dann doch nicht lassen, genauer hinzusehen:

  • Fahrwerkskästen undetailiert und zu flach (Vorne deshalb, weil Cockpitwanne zu tief sitzt).
  • Halterungen für Fahrwerksklappen fehlen (erforderte schmalen Plastikstreifen dreieckig profilieren, davon dünne Streifen abschneiden).
  • Position der Fahrwerksklappen B13 und B14 im Bauplan unklar (gehören an die Fahrwerksbeine innen).
  • Große Fahrwerksklappen an den Flügelunterseiten nicht graviert (Form dem Bausatzplan zu entnehmen).
  • Trapezförmige Abdeckklappe für den Fanghaken ist bei der Detailierung vergessen worden.
  • Fahrwerke vereinfacht (Im Stand wenig davon zu sehen).
  • Gabel des Bugfahrwerks in zu flachem Winkel (von F2H-2 übernommen; musste steiler gestellt werden, da Modell sonst vorne abgesenkt steht).
  • Cockpit rudimentär und falsch (Eigenbau angesagt).
  • Cockpitrahmen viel zu markant (erforderte selbst ziehen).
  • Flächenenden nicht aufgedickt (Spachteln genügte)
  • Position der Außentanks falsch (Korrektur unverzichtbar).
 
 
 
Instrumentenbrett entsprechend Originalfotos, hier etwas größer.
Gefertigt aus "Formen" von MS WORD, auf Größe skaliert,
auf Fotopapier ausgedruckt und auf Plastikteil befestigt;  
Gläser mittels Zweikomponentenkleber.

 

Im Ergebnis: Selbst wenn man einen Schleudersitz noch von Pavla bekommen könnte (FJ-4 Fury würde auch passen) bleibt noch eine Menge selbst zu machen, sonstige Zurüstteile Fehlanzeige. Auch wenn man es nicht ganz genau braucht,  gewinnt das Modell, wenn man das Cockpit etwas detailiert und die Tanks an den Flügelenden abgesenkt positioniert.

 
Korrekte Tankposition und Form der Haltedrähte Tankposition, Foto: USN Trainingsfilm
 
Nach Academy-Plan sollen die Tragflächenenden in die mittigen Aussparungen der Außentanks geschoben werden. Aber nicht so im Original! -  Hier saßen sie, falls montiert,  abgesenkt außen auf den unten aufgedickten Tragflächenenden auf, nur durch Klammern gehalten. Dieses Detail übersieht man leicht, es ist aber auf Fotos - insbesondere bei kanadischen Maschinen - durchaus zu erkennen.
 
Damit die Tanks besseren und sauberen Halt bekamen und insbesondere die Absenkung beidseits gleich ausfiel, habe ich zuvor je zwei Teile Messingdraht entsprechend gebogen und in den Tanks verankert. Diese wurden nach Fertigstellung des Flugzeugs in entsprechende Öffnungen in den Tragflächen geschoben und verklebt.

Wie man an eine Pilotenfigur kommt, wenn es keine gibt: 

Für die beabsichtigten "Flugaufnahmen war natürlich ein Pilot erforderlich, eine passende 1/72 Figur hatte ich aber nicht.  Was aber, wie meine sonstigen Eigenbau-Figuren zueigen, im Prinzip kein Problem ist, wenn man einen brauchbaren Kopf mit Hals sowie Hände findet und den Rest so macht, wie es aussehen soll. Den Kopf mit Hals lieferte in diesem Fall eine Weichplastik RAF-Bodenpersonal Figur, der Helm wurde aus Polyester-Spachtelmasse geformt/geschliffen, Visier Alufolie. Der Rest entstand nicht etwa aus umgebauten anderen Figuren, denn das wird nie etwas, weil sich jede Bewegung dem ganzen Körper mitteilt. Mein Pilot sollte ja nach der Landung nach der nächsten Taxiway Ausschau halten, also leicht nach links gedreht mit leicht hängender Schulter.  Er entstand wie üblich aus Plastikplatte passender Stärke, Rumpfteile, Arme und Beine ausgeschnitten und passend zurecht geschnitzt und geschliffen. Blieben noch die Hände. Da hatte ich nichts Brauchbares und in 1/72 kann das ein Problem werden,  wenn die Figur keine Boxhandschuhe tragen, sondern fünf Finger haben soll. Aber auch das war nach einigem Nachdenken machbar:  In einen dünnen Streifen Plastik drei Rillen fräsen, diesen Streifen dann über einer Kerzenflamme weich machen und über einem passenden Pinselstiel dünn ziehen. Dann links und rechts soviel abtrennen, dass sich vier Finger ergeben. Die Breite der Hand sollte der Entfernung Kinn-Nasenspitze entsprechen. Was "nochmal von vorn" bedeuten kann, weil es zu breit oder zu schmal wurde. Der Übergang von der Hand zum Unterarm entstand durch einen innen angeklebten flach keilförmig abgefasten dickeren Streifen, etwas länger damit man etwas zum Anfassen hat, wenn es nach dem Trocknen darum geht, durch Wegschneiden und Schleifen etwas Unterarm mit  Hand zu erzeugen. Diese reicht im Normalfall vom Kinn bis fast zum Haaransatz. Der Daumen entstand durch dünn gezogenes Rundmaterial, am stärkeren Ende schräg abgeschnitten und mit "Plastikpaste" (Brei aus Plastikfeilspänen mit ein paar Tropfen Kleber) angesetzt. Was übersteht, dient dem Angleichen, denn der Übergang zur Hand ist fließend. Dabei den Durchmesser des Steuerknüppelgriffs mit in Betracht zu ziehen, ist dringend zu empfehlen (Meine Figur hat nicht die erste Hand!). Hat man sich entschieden, wieviel Unterarm aus der Jacke herausschauen soll, macht es sich gut, das Endteil konisch zu schleifen, es hilft, das Teil in einer Vertiefung des Unterarms zu fixieren. Stumpf ankleben kann dazu führen, dass sich die Hand während des Trocknens absenkt, was eine ganz unnatürliche Haltung ergibt. Das Gleiche gilt natürlich auch für die linke Hand. Ob man die Hände gleich in die Arme einsetzt oder erst nach dem Befestigen der Arme ist Geschmackssache. Nach den gemachten Erfahrungen sollte man zuerst den Rumpf mit Gurten und sonstiger Ausrüstung fertig zu machen und dann die Arme mit ihren Händen incl. Steuerknüppel etc. anzusetzen.

Da der Schleudersitz von Academy unbrauchbar war und ein Pilot in den Pavla-Sitz nicht hineinpassen würde, wurde der Schleudersitz parallel zur Figur gefertigt, damit alles zusammen passt. Im Prinzip so wie bei der T2V Sea Star.

Die Cockpithaube musste wegen der übertriebenen Rahmendarstellung ebenfalls neu gezogen werden. Zuerst komplett, für die Maschine am Boden der hintere Teil. Dass sie absteht,  liegt nicht an mangelnder Sorgfalt, sondern daran, dass dieser Teil beim Original vorne auf kurzen Armen mit Rollen lief.

Dass das jemand nachmacht, glaube ich zwar nicht, aber vielleicht zeigt es, dass Modellbau ohne Zurüstteile möglich ist.

 
 
 
Für die "Flugaufnahmen" musste natürlich das Fahrwerk eingefahren sein. Heißt im Modell: Fahrwerksschächte mit Schaumgummi fast bündig verschließen ,  Rest mit Polyester-Autospachtelkitt auffüllen und verschleifen. Kontur sachte gravieren. Diese Fahrwerksabdeckungen konnten später durch Drücken fast restlos abplatzen, Abtragen der Reste mittels Skalpell. Fahrwerkskästen einfärben, Fahrwerkseinbau lt. Plan mit Ergänzungen.
 
Der verschiebbare Teil der Cockpithaube musste für die Bodenaufnahme natürlich neu gefertigt werden. Sie hat im Original vorne zwei Arme mit Rollen und steht deshalb zurückgeschoben deutlich schräg ab. Die Landeklappen konnten so bleiben, weil man sie üblicherweise nach dem Aufsetzen so bald als möglich einfährt.

 

Farben:

Der Bauplan enthält zwar eine Aufstellung, welche Farben welcher Hersteller in Frage kommen (von mir nicht geprüft), beim Cockpit aber hinsichtlich schwarzem Instrumentenbrett und Cockpitrückwand in Zinc Chromate zweifelhaft. Ich habe mich sicherheitshalber am allgemeinen Standard - siehe rechts - orientiert.

Auf der sicheren Seite ist man, wenn man sich an die Spezifikation des Bureau of Aeronautics vom 23. Februar 1955 hält (die versuchsweise Anordnung von 1952, mit Klarlack überzogenes Naturmetall, hatte sich als nicht korrosionsbeständig erwiesen), Farben wie üblich entsprechend Federal Standard 595a.

Anzumerken wäre hier noch, dass die erste Ziffer von FS 595a den Glanzgrad festlegt.  Die 3, "non specular", demnach  "nicht glänzend", aber keineswegs stumpf-matt, 2 "semi gloss"  mit etwas Glanz und 1 "glossy" zwar glänzender, aber nicht Airshow-Hochglanz. Im Ergebnis unterscheiden sich die Glanzgrade nur minimal. 

In meinem Fall nach Auftrag von Vallejo Farben, Klarlack und Decals wie üblich, dann Überzug mit zwei Graden Seidenmatt.

Alterung etc. Fehlanzeige. An echten Banshees nicht zu sehen.

 

 

 
Oberseiten Rumpf, Tragflächen, Höhenleitwerk: Non Specular Light Gull Gray FS 36440
Unterseiten Rumpf, Tragflächen, Höhenleitwerk: Glossy Insignia White FS 17875
Fahrwerk*: Glossy Insignia White FS 17875
Fahrwerksschächte und Innenseiten der Klappen: Glossy Insignia White FS 17875
Cockpit incl. Instrumentenbrett und rückwärtigem Schott: Non Specular Dark Sea Gray FS 36231
Cockpit, Bedienflächen der Konsolen: Instrument Black FS 27038
     
Von Aer-AE-421 nicht erfasste Farben:    
Radom: Je nach Einzelfall Schwarz* oder Dunkelbraun * FS 37038
Vorderkanten Tragflächen und Leitwerk: Aluminium (Rain Resistant Paint) --
Triebwerke, Kanonenauslässe: Triebwerksfronten Silbergrau, Auslässe messingfarben;  Kanonenauslässe dunkler Stahl. --
Fanghaken: Ringe schwarz und weiß --
Schleudersitz: Sitz MB Mittelgrau*, Kopfteil schwarz*, Auslösegriff Insignia Red, Beinhalterung Orange YellowSitz Khaki* (* Martin-Baker eigene Farbtöne)
 
FS 11136
FS 13538
 
* Fahrwerk: In der Übergangszeit von lackiertem Aluminium zu Light Gull Gray waren Variationen möglich, also z.B. Flugzeug nach Standard 1955, Fahrwerk noch Naturmetall (möglicherweise sogar Fahrwerksschächte in Naturmetall). Aber niemals "Interior Green"  

 

Im Ergebnis hat dann dank Academy, häuslicher Verpflichtungen, Corona und verminderter Baulust alles viel länger gedauert als geplant.  C'est la vie!

Summa summarum:

Wer ein attraktives Modell haben möchte und nicht auf Details achtet, ist mit diesem Bausatz gut bedient.

Wenn es dem Original näher kommen soll, ist viel Zeit für Internet-Recherche und Eigenbau zu investieren.

Aber das ist es, was für mich den Modellbau ausmacht. Früher galt ein Modell dann als perfekt, wenn es auf einem Foto vom Original nicht zu unterscheiden war. Heutzutage will man ein 3D-Gemälde sehen, und das ist nicht mehr meine Welt. Jünger wird man ja auch nicht.

Servus, macht's gut!

 

 
 
 

Verschiedene Anmerkungen zum Bau der F2H-3/4: http://tailspintopics.blogspot.com/2009/12/f2h-banshee-modeling-notes.html.

Bugfahrwerk im Detail: http://tailhooktopics.blogspot.com/2019/07/mcdonnell-f2h-banshee-nose-landing-gear.html

F2H-3, -4 Tank details: http://tailspintopics.blogspot.com/2017/03/f2h-34-tip-tanks.html